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Umlaut-Domains, Fluch oder Segen?

Da mir für diesen "Blog" oft keine guten Themen einfallen, ich aber auch mal wieder etwas neues posten möchte, habe ich mir gedacht, ich rede mal ein wenig aus meiner Erfahrung als technischer Support bei einem Webhosting-Unternehmen. Da vor Allem zu Umlaut-Domains häufig Anfragen kommen, wenn diese nicht so genutzt werden können, wie unser Kunde das gern hätte, finde ich ist dies ein gutes Thema, um mal allgemein darüber zu informieren.

Wer sich eine Domain seines Nachnamens registrieren möchte und zum Beispiel Schäfer heißt, freut sich, dass es seit 2003 möglich ist, Domains wie schäfer.de zu registrieren. Aber nur weil etwas möglich ist, ist es nicht immer sinnvoll. Man nehme als Beispiel das Überfahren einer roten Ampel. Sicherlich ist es möglich, aber absolut nicht sinnvoll.

Was spricht also gegen Umlaut-Domains? Ist es nicht super, dass man nun weitaus mehr Möglichkeiten hat, Domains zu registrieren? Nicht unbedingt! Problem Nummer eins ist die Tatsache, dass der Großteil der verbreiteten Software, die über das Internet kommuniziert, in englischsprachigen Ländern entwickelt wird und daher keine Umlaute unterstützt. Genauso hat nicht jede Tastatur auch die entsprechenden Tasten zur Verfügung. Auf einer englischen Standard-Tastatur werdet ihr keine Umlaute finden. Gut, hierfür hat der Standard den sogenannten Punycode vorgesehen, der ist aber in meinen Augen auch eher unpraktisch zu nutzen.

Der Punycode einer Domain, die "nicht-englische" Zeichen verwendet (bzw. Zeichen, die in ASCII-Codierung nicht existieren), beginnt stets mit xn--, da diese Zeichenfolge normalerweise in Domains nicht verwendet wird, gefolgt von der Domain ohne die Sonderzeichen, anschließend ein weiterer Bindestrich und eine Codierung der Sonderzeichen, bevor die Top-Level-Domain, also zum Beispiel .de, den Punycode beendet. Für die weiter oben benannte Domain schäfer.de sieht der Punycode folgendermaßen aus: xn--schfer-dua.de. Die Zeichenfolge "dua" beinhaltet die Informationen, an welcher Stelle sich das Sonderzeichen befindet und was es für ein Sonderzeichen ist. Diese Kodierung nutzt in der Regel drei Zeichen pro Sonderzeichen. Bei zwei enthaltenen Sonderzeichen entsprechend sechs Zeichen Kodierung. Unter bestimmten Umständen kann es aber auch vorkommen, dass für zwei Sonderzeichen nur 5 Zeichen Kodierung benötigt werden, meist wenn beide aufeinander folgen.

Wie müsste man nun also eine E-Mail adressieren, wenn man den Besitzer der Domain schäfer.de anschreiben möchte? Richtig, mithilfe des Punycodes, da E-Mail-Programme die automatische Umrechnung nicht vornehmen. Die Adresse würde also beispielsweise lauten info@xn--schfer-dua.de. Das können sich wichtige Geschäftspartner sicherlich besser merken als info@schaefer.de oder info@schaefer-[Geschäftstyp].de. Ich hoffe, der Sarkasmus im letzten Satz kam bei allen Lesern an.

Aber damit noch nicht genug, durch den ersten Standard für die Verwendung von Sonderzeichen in Domains, genannt IDNA2003, wird das Zeichen "ß" standardmäßig zunächst in "ss" umgeschrieben, bevor es über den Punycode verschlüsselt wird. Wenn nun also die Domain hotel-weissensee.de von einem Hotel registriert wird und ein anderes Hotel registriert sich die Domain hotel-weißensee.de, wird letzterer niemals einen Aufruf auf seine Webseite erhalten. Sobald im Browser die Adresse hotel-weißensee.de eingegeben wird, prüft dieser, ob es eine Seite unter der Domain hotel-weissensee.de gibt. Da dies in unserem Beispiel der Fall ist, wird diese angezeigt. Dieses Verhalten lässt sich auch nicht umgehen, indem man direkt den Punycode der Domain in den Browser eingibt. Diese scheinen so programmiert zu sein, einen Punycode zunächst in die dazugehörige Umlaut-Domain umzuwandeln und dann gemäß der Standards zu verarbeiten.

Was heißt das nun im Klartext? Meine persönliche Empfehlung ist es, Umlaut-Domains höchstens zusätzlich zur reinen ASCII-Schreibweise zu registrieren. Wenn ich also die Seite schäfer.de betreiben möchte, sollte ich vorher schauen, ob auch die Domain schaefer.de noch frei ist, und dann gleich beide registrieren. So kann ich die Domain mit Umlaut dann auf die ohne Umlaut umleiten und werde gefunden, egal ob der Besucher die Domain mit ae oder mit ä tippt. Und ich kann über die Domain ohne Umlaut E-Mail-Adressen anlegen, die sich auch jeder merken kann.

03.10.2016
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